Monologe mit einer Blume CC-BY 2002 F.M.Suchanek http://suchanek.name -> texts 1 Seit Dienstag zaehl ich eine Blume stolz zu meinem Eigentume. Und wenn ich sie mit Wasser pflege beschreit ich philosoph'sche Wege: Oh Blume, du bist gut bedacht mit deiner vollen Bluetenpracht. Gruene Blaetter, fester Stiel -- doch brauchst du fuer dein Glueck nicht viel: Macht man die Erde etwas nasser mit ein paar Tropfen Leitungswasser, schon reckst du mir die Blueten zu. Oh Blume, gern waer ich wie du! Ob meiner Rede bleibt es still -- doch ploetzlich weiss ich, was ich will: Das Gruenzeug steht nur reichlich stumm den ganzen Tag im Topf herum. Ach ne - das waer mir doch zu dumm. 2 Genau wie in des Lesers Leben geht auch bei mir mal was daneben. Jetzt fass ich mir ein Herz und sage meiner Blume meine Klage: Was mich sorgt und mich bedrueckt oder mir den Sinn zerstueckt, was mir nimmt die Geistesruh -- geduldig hoert die Blume zu. Doch nichts geschieht, der Gruenling schweigt -- bis ich seh, was er mir zeigt: Er steckt ja fest in seinem Topf! Nur ICH hab Haende, Mund und Kopf! Ich selber bin mit Geist verseh'n um auch das Schwere anzugeh'n.